Zumindest zeitweise scheint man beides heutzutage, gerade in Kombination, eher selten anzutreffen: Glück und Zufriedenheit. Ganz anders erlebt man das schnell, wenn man die Tagespflege „Im Grünen“ auf dem Gelände des Ludwig-Steil-Hofs betritt. Neben vielen sympathischen Gästen begegnet einem dort recht schnell Heinrich Lieske. Er ist nicht selten umgeben von einigen Menschen. Das ist kein Wunder, denn er tauscht sich gerne aus und hat immer ein gutes Wort auf den Lippen. Ja, und Lebensfreude, die sieht man ihm dabei nicht nur schnell an, sondern nimmt sie ihm auch ab. Ansteckend ist ihm sehr daran gelegen, dass alle in seinem Umfeld so viel Freude am Leben haben wie er selbst. Nimmt man sich Zeit für ein Gespräch mit ihm, so ist es inhaltsreich und nachhaltig lehrreich. Das ist kein Wunder, denn erst kürzlich ist er 100 Jahre alt geworden und hat viel zu erzählen und ebenso viel erlebt.
Auf die Frage, was ein langes und zufriedenes Leben ausmacht, hat Heinrich Lieske schnell eine mehr als schlüssige Antwort: „Das ist immer eine Frage der Perspektive. Man muss immer das Beste aus dem, was man hat, machen und nicht nach dem versuchen zu greifen, was man gerade nicht hat.“ Er kommt ins Plaudern und ergänzt wenig später: „Für ein langes Leben ist auch wichtig, seinen Geist regelmäßig zu fordern und Zeitung zu lesen. Auch mit anderen Menschen regelmäßig zu sprechen, ist wichtig.“ Heinrich Lieske berichtet davon, dass er in der Jugend auch sportlich aktiv war und Fußball gespielt hat. Handball habe er auch spielen wollen, sei aber dann aufgrund der Gefangenschaft im Krieg nicht mehr dazu gekommen, den Sport weiter in den Fokus zu nehmen. „Ich habe immer viel gearbeitet, parallel auch zeitweise unser Eigenheim selbst gebaut, aber alles, was ich bei aller Anstrengung und Herausforderung gemacht habe, habe ich sehr gerne gemacht“, betont er. Wenn man dazu den ehrlichen und herzlichen Blick auf sich wirken lässt, dann bekommt das Gesagte noch mehr Glaubwürdigkeit, quasi ein nicht gesagtes Ausrufezeichen.
Der Kontakt zur Familie, führt er aus, nachdem er mit sehr viel Spannung sein bewegtes Leben skizziert hat, der sei lebenslang und bis heute immer gut gewesen. Auch dafür sei er dankbar. Gerne geht er er in die Tagespflege und schätzt das abwechslungsreiche Programm sowie die Begegnungen sehr. „Das empfehle ich auch anderen, bevor man vereinsamt. Kommt einfach mal her und probiert es aus. Wir freuen uns immer über neue Gäste“, betont der lebensfrohe Mann. Seine Dankbarkeit darüber, 100 Jahre alt geworden zu sein, ist vielschichtig und ehrlich und ist immer noch getragen von einem wachen Blick in die Zukunft. Jede Begegnung mit ihm hallt dabei positiv nach. „Viele wissen, dass sie das, was sie haben, gar nicht zu schätzen. Der Blick dafür ist leider verstellt, gerade und leider bei jüngeren Leuten. Ich wünsche mir sehr, dass alle Menschen das Leben in all seiner Vielschichtigkeit wieder mehr schätzen lernen können. Jetzt und in der Zukunft und vielleicht sogar für weit mehr als 100 Jahre“, zieht Heinrich Lieske ein Fazit, das wirkt und gleichermaßen beeindruckt.
Zum Bild:
Heinrich Lieske feierte kürzlich seinen 100. Geburtstag. Sicht- und spürbare Lebensfreude und ein Lachen das von Herzen kommt zeichnet ihn aus.