Für Heinrich Lieske beginnt der Morgen schon früh. Gegen 8:30 Uhr klingelt der Fahrer, der ihn mit einigen anderen Gästen zur Tagespflege auf dem Gelände des Ludwig-Steil-Hofs an der Präses-Ernst-Wilm-Straße bringt. „Mittlerweile freue ich mich sehr darauf und bin jeden Tag neu gespannt, was mich erwartet. Das war nicht immer so“, bekennt er und fügt offen hinzu, dass ihm der Anfang in der Tagespflege sehr schwergefallen ist und er sehr unglücklich war.
Wenn man ihn fragt, warum er mittlerweile gerne Gast in der Tagespflege ist, so kommt er schnell und ohne zu überlegen auf die persönliche Note zu sprechen. „Egal welcher Fahrer uns abholt, man kennt sich und wechselt immer auch ein persönliches Wort. Das schätze ich sehr“, sagt er. Wenn er Hilfe braucht, und sei es nur beim Anziehen der Jacke, dann ist ohne große Worte jemand zur Stelle und hilft dort, wo es nötig ist, ohne die Eigenständigkeit jedes Einzelnen aus dem Blick zu verlieren. „Alles, was ich noch selbst kann, ist mir wichtig, denn es hält mich fit. Auch wenn, das muss ich zugeben, jede Bewegung in meinem Alter fast schon Sport ist“, erklärt er lächelnd.
Auf dem Weg zur Tagespflege steigen immer wieder weitere Gäste hinzu und angeregte Unterhaltungen durchbrechen die morgendliche Stille. Auf dem Gelände des Ludwig-Steil-Hofs betreibt die Ludwig-Steil-Hof Pflege gGmbH mit dem „Schwester-Hilde-Haus“ und der Tagespflege „Im Grünen“ in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander gleich zwei Tagespflegen mit insgesamt 43 Plätzen. Die Tagespflege „Im Grünen“ feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum.
„Schon bei der Planung des Fahrdienstes fängt die persönliche Betreuung an und wir haben die Wünsche unserer Gäste immer im Blick. Verschiedene Touren mit insgesamt vier Bullis werden so geplant, dass niemand sehr lange Fahrten auf sich nehmen muss. Immer wieder machen wir Halt bei unseren Tagespflegen“, erklärt Pflegedienstleiterin Maria Kopp. „Wir planen dabei die Touren auch tagesaktuell immer wieder um und sind da größtmöglich flexibel“, fügt sie hinzu. Auch für die Gäste, de auf einen Rollstuhl angewiesen sind, haben unsere Fahrzeuge Hebebühnen, so dass der Transfer auch hier Problemlos abläuft.
Zurück zu Heinrich Lieske: Nach einigen Minuten biegt der Bulli auf das Kerngelände des Ludwig-Steil-Hofs ein. Viel Grün und breite Wege säumen das Gelände. „Ausgedehnte Spaziergänge sind hier gut möglich und erholen kann man sich hier fast wie von selbst“, erklärt Heinrich Lieske.
Wenig später hält der Bulli vor der Tagespflege „Im Grünen“ und weitere bekannte Gesichter haben ein nettes Wort auf den Lippen und freuen sich gemeinsam auf einen abwechslungsreichen Tag. „Wer sehr früh morgens bei uns ankommt, der kann ganz in Ruhe in den Tag starten und nach einer persönlichen Begrüßung gerne noch etwas essen oder trinken oder aber auch noch etwas ruhen. So bekommt jeder schon mit, was passiert, wird aber nicht gleich überfordert“, erklärt Maria Kopp.
Der Tag beginnt für Heinrich Lieske und die anderen Gäste, welche nach und nach eintreffen, um 09:00 Uhr mit ein paar netten und einstimmenden Worten zum bevorstehenden Tagesablauf und auch für ein Gebet ist Zeit und Raum. Manche Mitarbeiter lesen auch etwas vor. Auch jetzt ist jeder Gast mit seinen persönlichen Wünschen immer im Blick. Das gilt auch für das gemeinsame Frühstück in beiden Tagespflegen gleichermaßen. Auch hier werden individuelle Wünsche immer berücksichtigt. „Auch mein Team ist da sehr flexibel und arbeitet ganz individuell und organisiert so, wie es der jeweilige Tag und die Anzahl der Gäste erfordert“, erklärt Maria Kopp und verbindet das mit einem Dank an ihre Mitarbeiter. Das gemeinsame Frühstück lässt keine Wünsche offen und man hört oft lobende Worte.
Wenig später hört man fröhliches Singen. Auch das gehört zum Tagesablauf in den beiden Tagespflegen und Liedwünsche werden auch berücksichtigt. So ist die zumeist gute und ausgelassene Stimmung in beiden Häusern weithin hörbar. Zuvor stand das gemeinsame Zeitunglesen auf dem Programm. Die eine oder andere Nachricht sorgt dabei im Laufe des Tages immer noch für angeregte Gespräche. Auch Heinrich Lieske ist dabei immer fröhlich mittendrin statt nur dabei.
Gefragt nach der Altersstruktur der Gäste erklärt Maria Kopp, dass diese sehr breit ist und von recht jungen Menschen bis ins hohe Alter reicht. Sie macht deutlich, dass dabei Angebote für junge Menschen mit besonderem Betreuungs- oder Pflegebedarf fehlen, beziehungsweise deutlich mehr werden müssten, da nur so jeder individuell und passend begleitet werden kann.
Nach dem Singen steht dann ein individuelles Betreuungsangebot auf dem Programm. Auch hier haben die Gäste ein großes Mitspracherecht, was auf den Wochenplan gelangt und was nicht. Neben jahreszeitlichen Angeboten wird zum Beispiel gebastelt oder das Gedächtnis allein oder in der Gruppe trainiert. Kreatives Gestalten und Kegeln sowie Spaziergänge stehen ebenso auf dem Programm wie individuell abgestimmte Tagessausflüge in die nähere Umgebung. „Der Mühlenkreis bietet viel und wir haben gemeinsam schon viel gesehen“, freut sich Heinrich Lieske. Er erinnert sich zum Beispiel gerne an einen Besuch eines Spielzeugmuseums, mit einer großen Sammlung an historischem Spielzeug oder an einen Ausflug in das Automatenmuseum am Schloss Benkhausen. „Bei bestem Wetter haben wir erst kürzlich Schiffe am Lübbecker Yachthafen bestaunt. Viele weitere Dinge habe ich in sehr guter Erinnerung“, ergänzt er und erzählt wenig später auch von Theater- oder Kinobesuchen.
Bei der Planung des abwechslungsreichen Alltags kommt auch den Impulsen der jungen Nachwuchsfachkräfte eine besondere Bedeutung zu. „In der generalistischen Ausbildung in der Pflege liegt der Schwerpunkt auf der Versorgung im Krankenhaus und wir bekommen von dort regelmäßig Auszubildende zum praktischen Einsatz. Leider können wir in der Tagespflege nicht mehr selbst ausbilden, freuen uns aber immer wieder über interessante Impulse der Auszubildenden aus dem benachbarten Volkeninghaus“, erklärt Maria Kopp. Die stationäre Einrichtung mit 125 Plätzen liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Tagespflege „Im Grünen“ und ist auch in Trägerschaft der Ludwig-Steil-Hof Pflege gGmbH. „Unsere Auszubildenden bekommen über mehrere Wochen die Möglichkeit, auch einen Blick in den besonderen Ablauf der Tagespflege zu werfen, auch wenn das in der Ausbildung leider eigentlich nicht vorgesehen ist. Von der Möglichkeit profitieren beide Seiten sehr“, erklärt Einrichtungsleiterin Peggy Meerkötter-Puller.
Heinrich Lieske und die weiteren Gäste freuen sich mittlerweile auf das Mittagessen, welches aus der eigenen Küche direkt auf dem Gelände kommt. „Wir können aus zwei Gerichten wählen, sodass für jeden eigentlich immer etwas Leckeres dabei ist. Auch individuelle Wünsche haben dabei ihren Platz“, erklärt er. Nach dem Mittag gehen einige Gäste dann schon nach Hause. „Auch hier orientieren wir uns als besonderer Service ganz an den Bedürfnissen und Wünschen unserer Gäste, sodass niemand einen ganzen Tag bei uns bleiben muss, wenn das nicht passt. Wir können uns da täglich neu einstellen“, unterstreicht Maria Kopp.
Auch in den Übergaben zwischen den einzelnen Schichten der Mitarbeitenden fällt auf, dass alle Gäste individuell im Blick sind. Jeder Einzelne wird mindestens ein Mal am Tag genannt und berücksichtigt, sodass die persönliche Betreuung, welche Heinrich Lieske und die anderen Gäste sehr schätzen, auch gelebt werden kann.
Nach der Mittagsruhe folgt dann für die Gäste das gemeinsame Kaffeetrinken. Auch hier sind angeregte Gespräche und der eine oder andere herzliche Lacher an den Tischen wahrnehmbar. Am Nachmittag ist dann noch Raum für individuelle Beschäftigung wie ausgelassene Spielerunden, ein Spaziergang oder ähnliches. Wer mag, kann sich in gemütlichen Räumen auch jederzeit zurückziehen und Energie tanken.
Um spätestens 16:30 Uhr treten die Gäste dann den Heimweg an. Auch hierfür wird der hauseigene Fahrdienst genutzt und die Rückfahrt erfolgt genauso individuell geplant wie morgens. „Auch heute gehe ich wieder fröhlich und nach einem abwechslungsreichen Tag nach Hause und freue mich auf morgen. Ich weiß, dass man hier auch einfach mal auf Probe vorbeischauen kann. Das kann ich nur empfehlen“, resümiert Heinrich Lieske und viele andere Gäste stimmen ohne lange zu überlegen zu.
Zu den Bildern von oben nach unten:
Bild 1:
Die Tagespflege „Im Grünen“ besteht in diesem Jahr seit 25 Jahren. Sie ist eine der beiden Tagespflegen, in denen es insgesamt 43 Plätze gibt.
Bild 2:
Persönliche Begleitung beginnt schon früh am Morgen mit dem Fahrdienst zur Tagespflege. Hier sieht man Heinrich Lieske zusammen mit den Mitarbeitenden Januz Hasani, Heinz Freund und Kerstin Sperling
Bild 3:
Spür- und erlebbare Freude und ein abwechslungsreicher Tagesablauf – das ist in den Tagespflegen der Ludwig-Steil-Hof Pflege gGmbH viel zu erleben. Hier freuen sich Heinrich Lieske und Helga Blase.
Bild 4:
Ein abwechslungsreiches Mittagessen welches auch die persönlichen Wünsche der Gäste berücksichtigt wird in der eigenen Zentralküche jeden Tag frisch gekocht. Das schmeckt auch Elisabeth Hauptfleisch, welche hier im Gespräch mit Maria Kopp ist.
Bild 5:
Das Glück ein wenig herausfordern kann man mit einer Menge Spaß bei ausgiebigen Spielerunden, so wie es hier Heinrich Lieske und Monika Rose tun.